Mehr als 100 Jahre Völkermord an den christlichen Suryoye im osmanischen Reich 1915 – 1918
UN-Konvention gegen Völkermord
Am 9. Dezember 1948 beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen in der Resolution 260 die „Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“. Die Konvention definiert Völkermord in Artikel II als „eine der folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:
- das Töten von Angehörigen der Gruppe
- das Zufügen von schweren körperlichen oder seelischen Schäden bei Angehörigen der Gruppe
- die absichtliche Unterwerfung unter Lebensbedingungen, die auf die völlige oder teilweise physische Zerstörung der Gruppe abzielen, die Anordnung von Maßnahmen zur Geburtenverhinderung
- die zwangsweise Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe“.
1919 hat ein Gericht in der Türkei, der offizielle Nachfolger des Osmanischen Reiches, die Führung der Jungtürken in Abwesenheit wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt. Darunter waren der Innenminister und Großwesir Taalat, Kriegsminister Enver und Marineminister Djemal. Ministerpräsident Damat Ferit verurteilte die Gräuel der Jungtürken auf der Senatstagung vom 18.11.1918. Dies wiederholte er noch einmal im Mai 1919 in Gegenwart der osmanischen Delegation bei den Pariser Friedensgesprächen. Als kurz darauf Mustafa Kemal, ebenfalls Mitglied der Jungtürken und vom Gericht zum Tode verurteilt, an die Regierung kam hat er dieses Gericht aufgelöst. Seit dem ist die offizielle Sprachregelung jeder türkischen Regierung bis heute, dass es „tragische Geschehnisse“ während des Ersten Weltkriegs gab, aber niemals einen Genozid. Viele „Jungtürken“ machten in der Republik Türkei sogar Karriere, w. z. B. Ismet Inönü, welcher unter Enver im Kriegsministerium arbeitete, ebenfalls durch das Gericht zum Tode verurteilt worden war und später Staatspräsident und Ministerpräsident wurde.
Am 09.06.2000 haben 126 führende Historiker weltweit diese „tragischen Geschehnisse“ als Genozid bezeichnet, eine ganzseitige Anzeige in der New York Times veröffentlicht und die Weltgemeinschaft aufgerufen diesen Genozid auch als solchen anzuerkennen. Bislang haben Armenien, Frankreich und Schweden diese „tragischen Geschehnisse“ offiziell als Genozid an den „christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich“ anerkannt. In der Türkei gelten die Aufarbeitung und die Bezeichnung der Geschehnisse als Völkermord der Zeit von 1915-1918 als Landesverrat. Aus diesem Grund wurde der armenische Journalist Hrant Dink am 19.01.2007 von einem 17-jährigen Nationalist ermordet. Dink forderte einen offenen Umgang und Dialog über diese Zeit. Die Hintermänner wurden nie gefasst.
International hat sich der Begriff „Völkermord an den Armeniern“ durchgesetzt. Dies liegt vor allem daran, dass es viel mehr Armenier gab und mehr Armenier als Suryoye überlebten und es im Ausland eine große armenische Gemeinde gibt. Von den Suryoye haben nur 1/3 überlebt und verblieben im Orient. In der Türkei steht die Erwähnung des Völkermordes immer noch unter Strafe. Dadurch konnten sie sich erst in der Diaspora mit ihren Wunden der Vergangenheit auseinander setzen.
Die Suryoye
Die heutigen Suryoye (aram. ܣܘܪܝܝܵܐ, türk. Süryani, engl. Syriac) sind semitischen Ursprungs und ihre Wurzeln sind auf die altorientalischen Völker und Hochkulturen Mesopotamiens, der Akkader, Babylonier, Assyrer, Aramäer und Chaldäer zurückzuführen. Sie sind auch unter den Namen wie Aramäer, Assyrer, Chaldäer, Syrer sowie andere regionale bzw. konfessionelle Begriffe wie Syrisch-Orthodox, Maroniten, Melkiten, Chaldäische Kirche und Assyrische Kirche bekannt. Der ethnische Oberbegriff ist „Suryoye“.
Die Heimat der Suryoye ist der Vordere Orient und konzentriert sich auf dem mesopotamischen Raum (aram.ܒܬ ܢܗܪܝܢ – Beth Nahrin), das als Wiege der Zivilisation bekannt ist. Die nördliche Grenze ist die Landschaft am Taurusgebirge und reicht südlich bis zum Persischen Golf. Die Berge des Irans grenzen am Osten und im Westen sind es die arabische Wüste und die Hochebenen Syriens. An den Strömen des Euphrat und Tigris ist die Geburtsstunde der Hochkultur, welche um etwa 12.000 v. Chr. stattfand. Das heutige Syrien trägt den Namen der Suryoye, in der mehrheitlich Araber leben und die indigene Bevölkerung zurückgedrängt wurde und so eine Identifikation mit „Syrien“ so gut wie gar nicht möglich ist..
Das Aramäische, die Sprache von Jesus Christus, gehört neben dem Hebräischen und Arabischen der semitischen Sprachfamilie an und ist neben dem Griechischen und Chinesischen die älteste gesprochen Sprache der Welt. Ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. breitete sich das Aramäische in Mesopotamien aus. Während der Persischen Herrschaft über Mesopotamien wurde das Aramäische zur offiziellen Sprache, der „lingua franca“, im ganzen Achämenidenreich. Es wurde von der heutigen Türkei bis nach Afghanistan und Teile von Indien gesprochen. Teile der Bibel, z.B. das Buch Daniel, wurden in Aramäisch verfasst. Das Syrische, der Dialekt der Stadt Edessa (Urhoy, Urfa), ist das heutige Hocharamäisch. Es wird in verschiedenen Kirchen syrischer Tradition als Liturgiesprache verwendet. Ab dem 8. Jh. n. Chr. wird das Syrische vom Arabischen verdrängt.
Die Suryoye waren die ersten Christen und gründeten in Antiochien die erste Kirche, welche in der Bibel (Apg. 11.26) erwähnt wird. Durch verschiedene Schismen und politische Geschehnisse entstanden die verschiedenen Kirchen.
Die wechselreiche Geschichte des Orients machte auch vor den Suryoye keinen Halt. Durch das christliche Oströmische Reich Byzanz selbst, unzählige Grenzkonflikte zwischen Byzanz und den Persern, der Islamisierung des Orients durch die Araber und später durch das Osmanische Reich wurden die Suryoye sehr stark in der Zahl dezimiert. Das 19. Jh. war durch zahlreiche Verfolgungswellen geprägt. So konzentrierten sich die Suryoye um 1914 auf das Kernland von Mesopotamien, dem heutigen Grenzgebiet zwischen dem Libanon, Türkei, Syrien, Iran und dem Irak. Die willkürliche Grenzziehung von 1923, ohne Rücksicht auf die indigenen Suryoye, durch Mesopotamien belastet die Suryoye bis heute mit dramatischen Folgen ein weiteres Mal.
Die Osmanen
Am 19.08.1071 überrannten seldschukische Ghazi bei Mantzikert die anatolische Hochebene, was bald zu einer Massenflucht der Landbevölkerung führte. Das Jahr 1071 markiert den Beginn der türkischen Landnahme und das Ende der christlichen Kultur im Vorderen Orient. Bis 1087 beherrschten die Seldschuken Kilikien bis zum Marmarameer einschließlich Edessa und Antiochien. Die Zahl der nomadischen Türken dürfte bis zum 12. Jahrhundert kaum mehr als eine halbe Million betragen haben. Anatolien veränderte sich jedoch durch die ständige Zuwanderung von Turkmenen aus Zentralasien. Die Ghazi vertrieben die Christen von der anatolischen Hochebene. Nur in einzelnen Gebieten konnten sie sich bis zum Ersten Weltkrieg halten, wie z.B. in Pontons oder Kappadokien. Die Höhlenklöster von Göreme und die unterirdischen Städte verdeutlichen, wie die Christen vor den Ghazi Schutz suchten, die den Jihad fanatisch betrieben. Bei der Niederlage der Byzantiner bei Magnesia gegen die Türken (1302) trat der Ghazi-Emir Osman in Erscheinung, der Begründer des Osmanischen Reiches. Am 29.5.1453 war der Fall von Konstantinopel. Von den etwa 50.000 Einwohnern wurden über 4000 niedergemetzelt, ein großer Teil der Bevölkerung versklavt. Der Sultan gab die Stadt der Plünderung preis, das kaiserliche Archiv wurde vollständig vernichtet und die Hagia Sophia (gr. „heilige Weisheit“) in eine Moschee umgewandelt. Bis auf eine einzige Kirche wurden alle übrigen zumindest zeitweise in Moscheen verwandelt, Klöster und Bibliotheken vernichtet.
Die darauf folgende Zeit war für die Christen sämtlicher Konfessionen sehr wechselhaft, wehmutsvoll und unerbaulich. Und doch, trotz aller ihrer Fehler und Schwächen, hielten sich die Kirchen am Leben. Durch die Eroberung von Mesopotamien wurden auch die Kirchen der Suryoye und Armenier diesem Leid unterzogen..
Die Janitscharen bildeten die Elitetruppe des Sultans. Durch die Knabenlese zwischen 7 und 14 Jahre wurden christliche Jungen ihren Eltern weg genommen, zwangsislamisiert und unter militärischem Drill erzogen. Sie waren dem Sultan treu ergeben und bezogen außer den Mahlzeiten keinen Sold. Ihr Sold war die Beute aus dem nächsten Feldzug. So wurde Wien zweimal belagert. Der erste Feldzug 1529 musste wegen eines sehr frühen Wintereinbruchs abgebrochen werden. Der Expansionsdrang der Osmanen machte vor keinem Halt. Die größte Ausdehnung wurde 1683 erreicht. Jan III. Sobieski von Polen-Litauen schlug das Osmanische Reich unter Kara Mustafa Pascha vernichtend, was zum Wendepunkt in der Auseinandersetzung mit den europäischen Staaten wurde. Die offen gewordenen militärischen Schwächen der Osmanen wurden von der „Heiligen Liga“ ausgenutzt und die Osmanen wurden von mehreren Fronten angegriffen. In vielen weiteren Kriegen verloren die Osmanen allmählich einen Großteil ihrer europäischen Besetzungen: 1699 Zentralungarn und Siebenbürgen, 1736 Krim, 1739 Nordserbien mit Belgrad und die Kleine Walachei, 1783 Krim, 1792 Dnepr und Bug, 1830 Griechenland, 1878 Rumänien, Serbien, Montenegro und Bulgarien.
Je mehr Länderverluste die Osmanen zu verbuchen hatten, desto mehr kamen sie in finanzielle Nöte. Der Begriff „des kranken Mannes am Bosporus“ machte in Europa die Runde. Da das Osmanische Reich sehr spät Reformen eingeleitet hatte, griffen diese kaum und es kam am 13. April 1876 zum Staatsbankrott. Das Bezahlsystem über Timare und die Spahis ging zurück. Es musste mehr besoldet werden, da es immer weniger Land zum Verteilen gab und es auch an Nichtberechtigte vergeben wurde. Die Mittel, mit denen die Großwesire zur Behebung der Finanznot des Reiches griffen, verschlimmerten die Krise. Es wurde eine Art Steuerpacht eingeführt und versteigert, die sogenannte „malikâne“: Das Recht, eine bestimmte Steuer einzukassieren. Wodurch der Fiskus die Summe sofort erhielt. Die „Mültezim“ genannten Steuerpächter versuchten nun, deutlich mehr an Steuern aus dem ihnen zugewiesenen Gebiet herauszupressen, als sie bei der Auktion bezahlt hatten, was sie bei der steuerpflichtigen Landbevölkerung verhasst machte. In der Folge breitete sich allgemeine Korruption im Osmanischen Reich aus, ohne „Geschenke“ oder Schmiergelder ging bei den Behörden gar nichts mehr. Einerseits wurden Finanzlöcher relativ schnell gestopft, andererseits wurden dadurch viele inkompetente Personen zu Amtsträgern gemacht. Folge war eine verschärfte Ausbeutung des einfachen Volkes, speziell der christlichen Minderheiten. Hinzu kamen die Münzverschlechterung im Silbergehalt und der neue Seeweg nach Indien um Afrika. Auch verlor der mediterrane Seehandel immer mehr an Bedeutung.
Beim „Great Game“ zwischen Russland und England wurde Seitens England alles versucht, um den „Status Quo“ zu behalten. Das Ziel Englands war, dass Russland keine Schlüsselpositionen in Südosteuropa und dem Mittelmeer bekommt, die Handelswege nach Indien zu kontrollieren und die Vormachtbestrebungen von Russland in Asien zu unterbinden. Durch diese Bestrebungen wurde England zum wichtigsten Handelspartner des Osmanischen Reiches.
Ursprung des Völkermordes während des Ersten Weltkrieges sind die Forderungen der christlichen Bevölkerung im Osmanischen Reich, basierend auf dem Maroniten-Drusen Konflikt von 1860
Am 22.05.1860 kam es in Beirut zu einem Konflikt zwischen den christlichen Maroniten (Suryoye) und den muslimischen Drusen. Dieser lokale Konflikt weitete sich aus, so dass letztendlich über 40.000 Christen in Beirut und Damaskus und Umgebung ermordet worden sind. Selbst die herbeigebrachten osmanischen Soldaten unter dem Stadthalter von Beirut beteiligten sich an den Massakern. Erst der im Exil lebende Algerier Abdelkader El Djezairi konnte die Christen in der Zitadelle von Damaskus beschützen. Es wurden 326 Dörfer, 560 Kirchen, 28 Schulen und 42 Klöster zerstört. Während das Osmanische Reich und England auf der Seite der Drusen waren, stand Frankreich durch einen Vertrag von 1523 als „Beschützer der Christenheit“ auf der Seite der Maroniten. Zum Schutz der Christen wurden 12.000 europäische Soldaten im Libanon stationiert.
In der Reformphase „Tanzimat-ı Hayriye“ (Heilsame Neuordnung) von 1838-1878 wurden die Steuerpacht abgeschafft, die allgemeine Wehrpflicht eingeführt und auf fünf Jahre begrenzt, Christen durften als Zeuge vor Gericht aussagen und bekamen die volle Sicherheit von Leben, Ehre und Vermögen garantiert, Auflösung des Millet-Systems (konfessionelle Begrenzung), …
The conflict of 1860 between the Druze and Maronites was used by the European powers to exert further pressure on the Ottoman Empire and to introduce further reforms. The negotiated peace of Beirut and Damascus, where Christians were guaranteed self-government under a Christian governor general, was a model for the rest of the Christians in the Ottoman Empire. The economic weakness also caused the Ottomans great difficulties. The reforms introduced in civilian life met with great rejection among the Muslim population. General Helmuth Graf von Moltke commented on this state of affairs, saying that the “Ottoman Empire is trapped in Islam and therefore not capable of reform”. On 23.12.1876 the new constitution was passed. However, it was repealed by Sultan Abdülhamid II after the outbreak of the Russian-Turkish War of 1877/78.
Die Christen im Osten des Reiches hatten auf eine ähnliche Regelung wie im Libanon gehofft, was eine Dezentralisierung und die Einbeziehung der Christen in die Exekutive auch in Ostanatolien bedeutet hätte, in der Konsequenz eine Autonomie.
Die Massaker von 1894-1896
Der spätere Patriarch Ignatius Afrem I. Barsaum (1887 – 1957) erlebte als kleiner Junge die Massaker von 1894-1896. Er schrieb später die Geschehnisse jener Zeit nieder. Am 01. Januar 1895 wurden in Edessa (Urfa) mehr als 13.000 Suryoye vor der Stadt ermordet. In Amida (Diyarbakir) wurden am 01.November 1895 5.000 Christen umgebracht und am 03.11.1895 in Tal Mozalt 3.000 Suryoye. Über 3000 Armenier wurden am 28.12.1895 im Dom von Edessa lebendig verbrannt. Landesweit war die christliche Opferzahl unbeschreiblich hoch gewesen. Es wurden insgesamt mehr als 200.000 Christen in dieser Zeit durch Türken und den kurdischen Hamidiye ermordetet. Die Gefangenen mussten unter Folter Geständnisse unterschreiben, dass es landesweite christliche Verschwörungen gewesen seien.
Das strategische Morden begann am 30.09.1895 nach einer armenischen Demonstration in Konstantinopel und breitete sich über das ganze Land aus. Die Vorgeschichte hatte bereits 1894 in den Bergen des Sason (Provinz Batman) begonnen, als Armenier sich weigerten weiterhin die Djizya (Kopfsteuer), basierend auf dem Dhimmi-System (im Koran festgeschrieben), an die kurdischen Feudalherren zu bezahlen. Der lokal begrenzte Aufstand wurde niedergeschlagen und endete in einem Gemetzel. Sultan Abdülhamid II. folgte am 31. August 1876 seinem zuvor abgesetzten Bruder Murad V.. Zu Beginn seiner 33 jährigen Regentschaft unterstützte er den Reformkurs der „Tanzimat-ı Hayriye“. Durch zahlreiche Länderverluste im Ausland, den Staatsbankrott und den Druck der europäischen Mächte folgte der Führungstill des Sultans zunehmend seiner Vorgänger. Er regierte autoritär und an den Ministerien vorbei. Er unterdrückte die jungtürkische Bewegung und baute ein effektives Zensur- und Spionagesystem auf. 1891 gründete er die nach ihm benannten Hamidiye-Regimenter, nach dem Vorbild russischer Kosakenverbände, welche fast ausschließlich aus nomadischen Kurden sunnitischen Glaubens bestanden. Ihr Gründungsstatut war die „Verteidigung gegen ausländische Übergriffe und Bedrückungen“. Der Sultan hatte zunehmend die Vorstellung eines mit den imperialistischen Mächten verbündeten „Feindes im eigenen Land“. Alle Reformen zugunsten der christlichen Minderheiten wurden rückgängig gemacht, da sie in seinen Augen zu nichts anderem geführt hatten als die Stärkung des Einflusses ausländischer Mächte durch die traditionell mit dem Westen oder Russland verbundenen christlichen Minderheiten. Sämtliche christlichen Beamten wurden durch Mitglieder der Hamidiye ersetzt. Den kurdischen Nomaden wurden weit mehr Rechte gewährt als Scheich Ubeydullah je gefordert hatte. Er gewährte ihnen zwar keine Autonomie, setze sie aber „von seinen Gnaden“ als marodierende Herrscher in den anatolischen Ostprovinzen ein. Von Anfang an waren die kurdischen Hamidiye aufgefordert sich auf Kosten der Christen zu bereichern. Nur die Offiziere erhielten Sold. Die Mannschaften erhielten nur Waffen und mussten ihren Lebensunterhalt zwangsläufig durch Raubzüge bestreiten, was zu ethnischen Spannungen in den Ostprovinzen führte.
Die Jungtürken
Der Begriff des „kranken Mannes am Bosporus“ wurde vom russischen Zar Nikolaus I. 1852 geprägt. Der Vielvölkerstaat drohte von innen und außen durch zahllose Konflikte zu zerreißen. Die politische Bewegung der Jungtürken wollte dies verhindern und erreichte am Ende doch nur den Untergang.
Der Geheimbund der Jungtürken „İttihad-ı Osmani Cemiyeti“ („Verein für die Einheit der Osmanen“), gegründet am 02. Juni 1889 durch die Studenten der Königlichen Medizinschule Ibrahim Temo, Ishak Sükut und Abdullah Cevdet, verfolgte die Wiedereinsetzung der Verfassung von 1876 und weitere Reformen nach dem Vorbild der „Tanzimat-ı Hayriye“. Der Geheimbund war nach dem Vorbild der Carbonari, einem italienischen nationalen Geheimbund unter österreichischer Besatzung, gegründet worden und in Zellen organisiert. Jedes Mitglied wurde anstatt mit Namen mit einer Nummer registriert. Die Mitglieder mussten auf Koran und Revolver vor einem Tisch mit grüner Fahne des Propheten absolute Loyalität und Verschwiegenheit schwören. Das spätere „Komitee für Einheit und Fortschritt“ entwickelte sich schnell zur bedeutendsten Opposition im Osmanischen Reich.
Dr. Baheaddin Schakir, Privatarzt des Prinzen Yusuf Izzedin, war mit Talaat eines der frühesten Mitglieder des Komitees. Ahmed Riza ist der Kopf des Komitees in Paris, bei ihm ist auch Dr. Mehmed Nazim. Aufgrund der Verfolgungen der Oppositionellen durch Sultan Abdülhamid II. mussten viele Mitglieder des Komitees Untertauchen bzw. wurden verhaftet. Auch Schakir und Talaat wurden verhaftet bzw. verbannt. Talaat schickte Schakir im Herbst 1905 nach Paris, um die Zellen von Paris und Saloniki zu vereinen und Riza für sich zu gewinnen. Für Riza war die islamische Religion nur Mittel zum Zweck und eigenständige Kultur, welche sich vom Westen absetzt und alle osmanischen Muslime vereint. Das Markenzeichen dieser rechtsmodernistischen Bewegung war die vollständige Ablehnung der westlichen Werte mit gleichzeitiger Inanspruchnahme aller westlicher wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften. Durch diesen gemeinsamen Nenner sollte die Erneuerung des Osmanischen Reiches möglich sein.
Die in dieser Zeit weit verbreitete nationalistische Welle ergriff auch die Osmanen. Das Journal „Türk“ veröffentlicht 1903 in Kairo den Aufsatz des Tataren Yusuf Akchuras, der dieselbe Wirkung für die Osmanen entfaltete wie das Kommunistische Manifest für die Marxisten. „Es gibt keine größere Ungerechtigkeit als die respektlose und feindselige Haltung des Westens den Türken gegenüber. Ist es nicht ungerecht, das besondere Talente einer Nation zu ignorieren, die sich aus einem kleinen Stamm zu einem großartigen Staat entwickelte, einer Nation, die von einer entlegenen Ecke Asiens, Sogud, das glanzvolle Zentrum Europas, Wien, erreicht hat, indem es sich auf das Schwert verließ.“ Türk ist strikt antiarmenisch. „Warum sollten wir uns vor diesen Armeniern verbeugen, die uns zu lächerlichen Figuren machen, obwohl wir dies nie verdient haben. Den Reichtum, den sie erworben haben, die Fertigkeiten, die sie auf unsere Kosten gelebt haben. Kauft nicht bei Armeniern.“ Bis dahin hatte man nur religiöse Grenzen gezogen, aber keine ethnischen. Akchura schrieb ins Stammbuch des Komitees, das es das Ende des Osmanischen Reiches bedeutet, wenn es zu viel Freiheit und zu viel Gleichheit für die nichttürkischen Völker im Osmanischen Reich gibt.
Um eine osmanische oppositionelle Dachorganisation unter armenischer Beteiligung zu erreichen, verhandelt Schakir in diesem Spannungsfeld mit den armenischen Parteien Huntschak und Daschnak. Schakir weiß, dass die Armenier weit besser organisiert sind und er auf sie angewiesen ist. Er wollte ihnen einen Liberalismus vortäuschen, welcher auf der Türkifizierung gründet. Er wollte dass alle Christen „christliche Türken“ werden und ihren Ursprung vergessen. Nach einigen Verhandlungen lässt er diesen Plan fallen und forciert seinen ursprünglichen Plan, den Umbau des Komitees für Einheit und Fortschritt zu einer revolutionären türkischen Kampfpartei.
Die Autonomiefrage der Armenier wollte Schakir so weit wie möglich hinauszögern um die eigene Organisation zu stärken. „Was wir brauchen ist Stärke und nicht die Feder“. In einem Brief an Parteifreunde in Bulgarien schreibt er: „Unser Komitee ist ein rein türkisches Komitee“. Er gibt Parteifreunden im Kaukasus gegenüber zu erkennen, dass die Armenier in Wirklichkeit nichts als Ungläubige und Feinde des Islams seien und eines Tages entsprechend zu behandeln seien. Dennoch geht er 1907 ein Bündnis mit den Daschnaken ein, um einen potenziellen Feind möglichst früh unschädlich zu machen.
Talaat war von Anfang an der Kopf der Zelle von Saloniki, die sich in ihre Statuten schrieb, dass „nur Muslime“ als Mitglieder aufgenommen werden dürften. In kürzester Zeit konnte er viele junge Offiziere der Dritten Arme für die Ideen des Komitees gewinnen. Unter ihnen auch den 25-jährigen Hauptmann Ismail Enver, der spätere Kriegsminister. Am 27.09.1907 vereinen sich die Zellen von Paris und Saloniki zu „Osmanisches Komitee für Fortschritt und Einheit“, genannt das Komitee. Schakir wird der Kopf des Hauptquartiers in Paris und Talaat Sekretär des Inlandshauptquartiers.
In dieser Zeit werden die Grundlagen der späteren Politik gelegt. Es wird das System der Fedaii „Soldaten für den Jihad“ gelegt. Kushcubashi Esref, „der Mann fürs Grobe“, wird dabei einer der bekanntesten Fedaii und ist Enver treu ergeben. Hier wird der Geist des Krieges kultiviert, der sich um Konventionen nicht zu scheuen braucht. „Das osmanische Schwert hat seine ruhmreiche Kraft dauerhaft bewiesen“ schreibt das Zentralorgan Surayi Ümmet 1907. In Saloniki gibt das Komitee die Losung raus, irreguläre politische Banden zu bilden, welche unter politisch zuverlässige Offiziere aus der Dritten Armee zu stellen sind. Nazim erhält die Zustimmung von Talaat diese Banden für revolutionäre Taktiken einzusetzen.
Nach zahlreichen politischen Morden durch das Komitee in Mazedonien und dem Kosovo tritt es offen auf und verlangt die Wiedereinsetzung der Verfassung von 1876. Nachdem die Dritte Armee am 23.07.1908 den lange vorausgesagten Marsch auf Konstantinopel ernsthaft ankündigt, gibt der Sultan auf. Noch in derselben Nacht wird die Verfassung von 1876 durch einen Erlass vom Sultan wieder in Kraft gesetzt. Europa, das sich an die Geschichte seiner eignen Revolutionen und Freiheitsbewegungen erinnert fühlt, verfällt in staunende Bewunderung. Türkei-Experte Ernst Jäckh stellte nüchtern fest, dass das Komitee die Freiheit als Befreiung von der Intervention fremder Mächte, als Schutz der osmanischen Integrität sieht.
Die Mitglieder der neuen Abgeordnetenkammer wurden nicht gewählt sondern vom Komitee bestimmt. Die Vorstellung mit anderen Parteien die Macht zu teilen hätte in den Augen des Komitee „Verrat an der Rettung des Vaterlandes“ bedeutet. So dauerte die Zeit der Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit nicht lange. Bereits im April 1909 wurden in Adana 20.000 Christen durch den Mob und die Dritte Armee ermordet. Es ging das Gerücht herum, die Armenier wollten fremde Mächte bitten eine Intervention vorzunehmen, damit sie einen eigenen Staat bekämen. In Wirklichkeit ging das Komitee gegen unliebsame Oppositionelle vor. Das Komitee nahe Blatt Itidal schreibt dazu am 28.04.1909 „Keine fremde Regierung hat das Recht sich in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staates einzumischen“. Durch das „europäische Konzert“ von Großmachtinteressen waren die europäischen Staaten auch nicht daran interessiert, obwohl dessen Flotten vor Mersin auf Reede lagen.
Die Balkankriege
Im Herbst 1912 erklärt der Balkanbund bestehend aus Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro dem Osmanischen Reich den Krieg. In der Schwächung des Osmanischen Reiches durch verschiedene Aufstände und den Italienisch-Türkischen Krieg sah der Balkanbund die Gelegenheit gekommen, sich von der jahrhundertelangen Besatzung zu befreien. Am Ende des Ersten Balkankrieges flüchteten hunderttausende Muslime vom Balkan in den Osten. Diese Flüchtlinge wurden vorwiegend in den Gebieten der Christen im Osten des Osmanischen Reiches angesiedelt, wo es zu erheblichen religiösen und ethnischen Spannung kam. Bulgarien nahm Adrianopel (heutiges Edirne) ein und stand vor den Toren Konstantinopels. Im Zweiten Balkankrieg kämpften Rumänien und die ehemaligen Verbündete des Balkanbunds gegeneinander um die Verteilung der Territorien. Hier ergriff das Osmanische Reich unter Enver und 3500 Fedaii die Gelegenheit und nahm Adrianopel wieder ein. Aufgrund des hohen Maßes an ethnischer Gewalt an Zivilisten, wurde im Frieden von Konstantinopel der erste Bevölkerungsaustausch vereinbart. Auch hier wurden die Muslime abermals in den Siedlungsgebiete der Christen angesiedelt, was die ohnehin schon angespannte Lage noch weiter anheizte.
Krieg und Geheimbund
Am 2. August 1914 wird in Konstantinopel durch das Komitee am Parlament vorbei das Geheimabkommen mit dem Deutschen Reich unterzeichnet. Am selben Abend wurde die Bildung von bewaffneten politischen Banden beschlossen, den „Teskilati Mahsusa“, die in den Reihen der Russen im Kaukasus „Operationen“ durchführen sollen. Das Oberkommando bekam Bahaeddin Schakir und dadurch die Partei. „Es ist eine Tatsache, dass diese Sonderkommandos Aufgaben durchführten, die den Regierungstruppen und gesetzlichen Ordnungshüter verboten waren“, so der Fedaii Kushcubashi
Aus der Idee der Fedaii und nach dem Vorbild „Hassans des Schlächter“ auf dem Balkan gründete Enver diese Sondertruppe. Chefideologe Ziya Gökalp predigt hierzu, dass alles was das Vaterland verlangt ohne Ansehen heilig und gerechtfertigt ist. Schakir befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Erzurum. Er möchte beim Daschnakenkongress die Armenier erpressen, in dem er ihnen anbietet für das Osmanische Reich gegen Russland in den Krieg zu ziehen und im Gegenzug eine Autonomie unter Osmanischer Kontrolle zu bekommen. Da die verfassungsgarantierten Rechte nicht umgesetzt wurden, der Krieg im Kaukasus durch armenisches Gebiet geht und in den Reihen der Russen viel armenische Freiwillige kämpfen, enthalten sich die Daschnaken einen Bruderkrieg im Dienste der Osmanen einzugehen. Das sieht wiederrum Schakir als Verrat am Osmanischen Reich an und versucht nun den „inneren Feind“ zu bekämpfen. Auf der Seite des Deutschen Reiches ziehen die Türken im Herbst 1914 in den Krieg gegen Russland. Zuvor wurde die Schwarzmeerflotte durch den deutschen Admiral Souchon von der Goeben und Breslau ohne Kriegserklärung angegriffen. Der Kaukasusfeldzug wird für Enver zum Desaster, so dass er als Befehlshaber der 3. Armee zurücktreten musste. Die auf der Seite der Russen kämpfenden armenischen Verbände hatten einen großen Anteil am Sieg der Russen. Durch die Ablehnung der Daschnaken für die Türken zu kämpfen und den verlorenen Kaukasuskrieg gab Enver nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel den Armenier die Schuld daran und es wurde die Dolchstoßlegende in die Welt gesetzt um nun den „inneren Feind“ auszuschalten. Im Endeffekt waren alle Nichtmuslime „innere Feinde“.
Der Völkermord und die Deportationen
Im Februar 1915 wurden sämtliche im Heer dienende Christen von der Front abgezogen, entwaffnet und in Arbeitsbataillone versetzt, in denen sie Zwangsarbeit als Lastenträger oder beim Straßenbau verrichteten, z.B. Weiterbau der Bagdadbahn. Nach Beendigung der Arbeit wurden sie getötet. Im christlichen Siedlungsgebiet wurden als Notmaßnahme alle Güter konfisziert um Vorräte für die Armee anzulegen. Bei Razzien und Hausdurchsuchungen wurden die Einwohner terrorisiert. Die zuvor unter Zwang und überhöhten Preisen verkauften Waffen an die Christen wurden fotografiert und als „Beweise“ für angebliche landesweite Aufstände herangezogen.
Der Wali Sabit von Harput gab am 16. März 1915 gegenüber dem deutschen Konsul Paul Schwarz und Pfarrer Johannes Ehmann offen zu, dass er über chiffrierte Depeschen erfahren hat, dass das Komitee beschlossen hat alle Christen im Reich auszuschalten. Der Wali berichtete Schwarz, dass die Christen in der Türkei vernichtet werden würden, da ihr Reichtum und ihre Zahl sich vermehrt hätten, sie eine Gefahr für die herrschende türkische Rasse geworden sind und mit allen Mitteln ausgerottet werden müssen. Der Beschluss der Deportationen und der Vernichtung der Christen (offiziell „Verfügung gegen Personen, die in Kriegszeiten der Regierung zuwiderhandeln“) wurde auf dem Höhepunkt der Dardanellenkrise zwischen dem 13. und 16. März 1915 beschlossen.
Hierzu sagt Dr. Mehmed Nazim „Wenn wir uns weiterhin mit jener Art von lokalen Massakern zufrieden geben, wie sie in Adana und anderen Orten 1909 stattfanden (…), wenn diese Säuberung nicht in eine allgemeine und endgültige übergeht, wird dies unvermeidlich zu Schaden führen. Es ist daher dringend erforderlich, das armenische Volk vollständig auszurotten, sodass kein einziger Armenier auf unserer Erde übrig bleibt und der Begriff Armenien ausgelöscht wird. Wir befinden uns jetzt im Kriege, und es gibt keine günstigere Gelegenheit als diese. Die Intervention der Großmächte und die Proteste der Presse werden keine Berücksichtigung finden. Und selbst wenn das der Fall sein sollte, wird die Angelegenheit bereits vollendete Tatsache sein, und zwar für immer.“
Als am 13. März 1915 das Parlament durch Talaat aufgelöst wird, bestätigt kurz darauf der Wali von Aleppo Djelal, gegenüber dem deutschen Konsul Walter Rößler, dass Talaat zugegeben hat die Gunst der Stunde nutzen zu wollen, um mit den inneren Feinden gründlich aufräumen, ohne durch Interventionen ausländischer Diplomaten gestört zu werden. Als „innerer Feind“ galten ohne Unterschiede die Armenier, Suryoye und Pontosgriechen.
Das Deportationsgesetz schrieb die Deportation von Bevölkerungsgruppen aus militärischer Notwendigkeit oder bei Verdacht auf Spionage oder Verrat vor. Der Schlüsselbegriff im Gesetz war „verdächtig“ (türkisch „hissetmek“). Bereits ein Verdacht oder eine Vermutung genügte, um die Zwangsumsiedlung zu rechtfertigen.
Der Beginn der Ausrottung machte am 2. April 1915 die alte Hochburg der Armenier Zeitun. Dort befiehlt Djemal, dass Zeitun und alle benachbarten Dörfer deportiert werden sollen. Bis zum 20. April sind mehr als 20.000 Christen in der Umgebung von Zeitun deportiert und die Stadt in Süleyman umbenannt worden, damit nichts mehr an „Christen und fremde Elemente“ erinnert.
Am 24. April 1915 wird in Konstantinopel die gesamte armenische Elite deportiert und 235 von ihnen ermordet. Ab Mai folgen landesweite Maßnahmen, um den Christen die Führung zu nehmen.
Die „Teskilati Mahsusa“ wurde nun vom Kriegsministerium von Enver aufgelöst und hatte unter Baheaddin Schakir nur noch den Auftrag der „Ausschaltung der osmanischen Christen“.
Am 24. Mai 1915 drohten die Ententemächte Großbritannien, Frankreich und Russland den Türken, diese nach dem Krieg für die Folgen an den „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ entsprechend der Haager Landkriegsordnung zur Rechenschaft zu ziehen. Unbeeindruckt dessen erließ das Komitee am 10.06.1915 ein Gesetz, welches „herrenloses Gut“ der Christen an das Osmanische Reich überschreibt. Die Durchführung der Zwangsumsiedlungen erfolgte stets nach dem gleichen Muster. Die christliche Bevölkerung einer Ortschaft oder Stadt wurde aufgefordert, sich innerhalb einer kurzen Frist für die Umsiedlung bereit zu machen. Die Kolonnen der Christen wurden von der Gendarmerie, welche dem Innenministerium unterstand und Angehörigen der „Teskilati Mahsusa“ bewacht. Häufig kam es bereits in den Dörfern zu Plünderungen durch die lokale muslimische Bevölkerung, an denen sich auch die Gendarmerie und die „Teskilati Mahsusa“ beteiligten und bereicherten. Frauen wurden vergewaltigt, Kinder von ihren Eltern getrennt, um sie später in die Sklaverei verkaufen zu können oder in staatlichen türkischen Waisenheimen zu assimilieren. Schon bald nach dem Aufbruch der Kolonnen wurden die Familien auseinandergerissen und Frauen von ihren Männern getrennt. Die Männer wurden in den meisten Fällen sofort massakriert.
Die übriggebliebenen Christen, meist Frauen und Kinder, mussten, in der Regel zu Fuß, südwärts ziehen. Offizielles Ziel der Umsiedlungen waren die Wüstengebiete im osmanisch beherrschten Nordsyrien oder Nordirak (Mesopotamien). Hunger, Durst, völlige Erschöpfung und Seuchen führten zum Tode Zehntausender deportierter Christen. Damit sie schneller ihre Kräfte verloren, wurden die Deportierten in Umwegen über unwegsames, oft gebirgiges Gelände geführt, wo es kein Wasser und keinen Schutz vor der gleißenden Sonne gab. Jene, die zu langsam waren, wurden geschlagen, erschossen oder mit dem Bajonett erstochen. Sehr viele Christinnen bevorzugten den Freitod und warfen sich in den Euphrat oder Tigris. Andere Christinnen wurden Rücken an Rücken gebunden und die Schluchten hinunter in den Fluss geworfen. Die Leichen, welche die Flüsse Euphrat und Tigris vergifteten, trieben Monatelang bis hinunter nach Mosul und in die syrische Wüste. Nicht nur die Wachen quälten, beraubten und ermordeten die Deportierten, sondern auch kurdische Banden oder die ortsansässige muslimische Bevölkerung. Viele Muslime zogen beispielsweise Profit aus der Situation der Verdurstenden, indem sie ihnen Wasser zu völlig überhöhten Preisen verkauften. Die Behörden duldeten die Gräuel nicht nur, sondern unterstützten und organisierten sie oftmals. Die Überlebenden der Deportationen wurden in Konzentrationslagern entlang der Bagdadbahn “angesiedelt“ – ohne Ernährung und Unterkunft. Hunger, Durst, Erschöpfung und Seuchen taten ihr Werk zu langsam. Das Ziel der jungtürkischen Bevölkerungspolitik war es, dass keine nichttürkische Ethnie irgendwo mehr als 10% an der Gesamtbevölkerung bilden sollte. Die berüchtigtsten Lager waren in Der-es-Zor und Ras-ul-Ain. Ab Frühjahr bis zum Winter 1916 wurden diese Lager durch systematische Massaker sowie Massenverbrennungen in erdölhaltigen Höhlensystemen liquidiert. Man setzte erdölhaltige Höhlen in Brand, wie das noch immer „Chabs-el-Ermen“ („Graben der Armenier“) genannte Höhlenlabyrinth beim Dorf Schaddadeh am Khabour-Fluss. Am Fluss Khabour entlang wurde die gesamte Bevölkerung der Suryoye ausgelöscht. Zahlreiche von Zeitzeugen beschriebene Gräueltaten suchen Ihresgleichen. In Bitlis etwa wurden im Juni 1915 zahlreiche junge Frauen nackt gekreuzigt. Kindern wurden die Hände abgehackt. Dem armenischen Bischof von Diyarbakir wurden glühende Hufeisen an die Füße genagelt, damit er nicht „unbeschuht“ den Todesmarsch antrete.
Opfer und Verluste
Der amerikanische Politikwissenschaftler Rudolph Joseph Rummel verwendet den Begriff „Demozid“, für den Fall von vorsätzlichen Massentötungen durch eine Regierung. Der Vielvölkerstaat des Osmanischen Reiches hatte 1914 eine Bevölkerung von ca. 13 Millionen Menschen, davon etwa 1/3 Christen. Diese hatten wiederum einen Anteil von 65% am Vermögen und der Wirtschaftlichkeit des Landes. 914.000 Suryoye, 2,1 Mio. Armenier, 1,2 Mio. Pontusgriechen und 1,2 Mio. Kurden. Schaut man sich die Opferzahlen der Suryoye an, so lebten nach dem Völkermord in gesamt Mesopotamien nur noch etwa 250.000 Suryoye. 2/3 der Suryoye wurden umgebracht, zwangskonvertiert bzw. galten als verschollen. Die Armenier haben 1.5 Mio. Opfer zu beklagen. Die Pontusgriechen hatten „nur“ ca. 350.000 Opfer, da viele in den Staat Griechenland fliehen konnten. Die Suryoye und Armenier hatten keine Schutzmacht als Nachbar. Allein der materielle Verlust (ohne Boden) der Armenier wurde bei den Pariser Friedensverhandlungen 1919/20 auf 7,9 Milliarden französische Franc geschätzt. Nach heutiger Rechnung sind das ca. 158 Milliarden Euro. Das Eigentum der Suryoye kann aufgrund der kleineren Bevölkerung auf die Hälfte der Armenier geschätzt werden. Es wurden über 2200 Kirchen und Klöster zerstört oder in Moscheen umgewandelt. Tausende von Bücher und alte Handschriften von unschätzbarem Wert verbrannt. Die Ureinwohner von Mesopotamien haben die Schrift, das Rad, das Bier, die Uhr, den Kalender und Astrologie … entwickelt und wurden mit über 5000 Jahre alter Geschichte innerhalb von 3 Jahren ihrer Heimat und kulturellen Identität und dadurch ihren Wurzeln entrissen. Ein weiteres Opfer ist die Leugnung des Völkermordes der Türkei bis heute und dem Zuschauen vieler europäischer Staaten aufgrund wirtschaftlicher Interessen.
Das Schicksal einzelner Städte und dessen Umgebung
Die Zahl der vernichteten Städte und Dörfer ist kaum wiederzugeben. Laut einer Statistik aus dem Jahr 1923 wurden 94% der Städte und Dörfer der Suryoye zerstört. Ein Großteil für immer verloren und konnte nicht mehr aufgebaut werden, da es keine Bevölkerung mehr gab, die es hätten aufbauen können. Die Überlebende konnten erst Jahre später die Geschehnisse aufschreiben. Hier soll ein Bruchteil davon aus dem Buch “Gunhe d-Tur Abdin von Dekan Sleman d-Beth Henno“ wiedergegeben werden. Die Massaker an den Christen im Tur Abdin wurden zumeist vom Wali Reshid von Diyarbakir aus organisiert.
Nisibis (ܢܨܝܒܝܨ, Nusaybin)
Nisibis ist eine der ältesten Städte im Tur Abdin und wird bereits im 10. Jhr. v. Chr. erwähnt. Es lebten ca. 400 christliche Familien in der Stadt. Als die Einwohner hörten, dass die Regierung Männer für den Krieg einzog versteckten sich einige der Männer in den umliegenden Dörfern. Der kurdische Gendarm Fateh suchte nur in christlichen Dörfern nach wehrfähigen Männern. Die Suryoye glaubten den Beschwörungen des Generals der V. Armee Qedur und den kurdischen Sippenführer, dass nur Armenier getötet werden sollen, aber keine Suryoye, und blieben so in der Stadt. Nachdem die Türken die Armenier der Stadt töteten begangen sie mit den Suryoye. Vor dem Töten der Suryoye bestellte der General den Mönch Estiphanos zu sich, um zu erfahren, wo die geflohenen Männer seien, denn die Regierung wolle den Suryoye nichts antun. Der Mönch glaubte ihm und wollte den Soldaten den Weg zu den Verstecken in den Bergen zeigen. Allerdings machten die Soldaten einen Umweg und führten den Mönch zur Stelle mit dem Namen „Gernawas“. Der Mönch wurde gezwungen zum Islam zu konvertieren und Jesus zu verleugnen. Als er sich weigerte, wurden ihm zuerst die Hände und dann die Füße abgehackt. Der Mönch erkannte einen der Soldaten und fragte ihn, warum er ihn quäle, er habe doch bei ihm Brot und Salz genossen. Der Soldat quälte ihn umso grausamer. Der Mönch schrie, dass er glaubt, dass der Soldat nicht in Frieden die Stadt wiedersieht. Nachdem der Mönch getötet wurde gingen die Soldaten zurück zur Stadt. Der Soldat wurde vor Erreichen der Stadt von einer Wespe gestochen und starb. Einen Tag danach, 2. Juni 1915, führten die Soldaten die gesamte restliche Bevölkerung der Stadt zum Platz „Phulutin“ um mitzuteilen, dass sie nach Mardin deportiert werden würden. Allerdings führten die Soldaten alle aus der Stadt zum Platz „Nirba Farfoshe“ und fingen an einen nach dem andern wie Lämmer zu schächten. Jeder einzelne wurde vorher gefragt, ob er zum Islam konvertiere. Da keiner konvertierte wurde die gesamte Stadt seiner Christen beraubt und die Leichen in den Brunnen geworfen. Nach diesem Massaker stellte die Regierung ein Regiment unter der Führung von Rafiq Nizam Ad-Din, Qedur und Suleyman Magar zusammen um die Christen in der Umgebung auszulöschen, was ihnen auf die gleiche Weise auch gelang.
Medyad (ܡܕܝܕ, Midyat)
Medyad findet bereits im 13. Jhr. v. Chr. Erwähnung und war eine der größten Städte im Tur Abdin. Am 24. Mai 1915 kam der Offizier Hüseyin in die Stadt und erzählte, dass der Feudalherr Amin Aga die Christen in Hesno d-Kefo umgebracht hätte (Hesno d-Kefo war die erste Stadt im Tur Abdin, dessen Christen umgebracht wurden). Der Bürgermeister ließ ihn als Lügner verhaften und auspeitschen. Als dann die kurdischen Sippen Eschkafto und Aderman das Dorf Habsnas angriffen, ließ der Bürgermeister zur Täuschung die kurdischen Sippen vertreiben. Der Bürgermeister ließ am 9. Juni die gesamte Stadt nach Waffen durchzusuchen. Dabei wurden die führenden Köpfe von Medyad verhaftet. Gallo Shabo, der Bürgermeister von Aynwardo, war bei den Inhaftieren und wurde zur Täuschung der Suryoye wieder frei gelassen. Am 15. Juni wurden die Inhaftieren, Mitglieder der Familie Hirmiz, angeblich nach Estal und Schulelat abgeführt. Sie wurden aber nach Kfar Heworo zum Sito-Brunnen gebracht, dort massakriert und die Leichen in den Brunnen geworfen. Nach dem am 19. Juni das Dorf Salah von der kurdischen Sippe vom Feudalherr Haci Beschar Beg angegriffen wurde, berief der Bürgermeister eine Sitzung ein, um die Suryoye in Medyad zu beruhigen. Dennoch fingen sie an sich auf den Kampf vorzubereiten. Am 3. Juli befahl der Bürgermeister die Stadt mit Kanonen zu beschießen. Offizielle Streitkräfte der III. Armee, welche von Freiherr v.d. Goltz zur Verstärkung entsendet wurden, kurdische Sippen aus Amida, Mardin, Siirt, Cizre und den umliegenden Dörfern beteiligten sich daran. Das Niedermetzeln dauerte eine ganze Woche. Nach dem Töten fingen die Plünderungen und Durchsuchungen der Stadt an. Es wurden in Höhlen und Schlupfwinkeln ungefähr 500 Suryoye gefunden. Sie wurden in das Haus von Mussa Shamosho Girgis gebracht und zwei Tage festgehalten. Anschließend wurden alle Personen älter als fünf Jahre deportiert und auf dem Weg nach Astel umgebracht. Die jüngeren Kinder wurden zur Umerziehung kurdischen Stiefeltern überlassen. Nur wenige konnten nach Aynwardo, ins Izla-Gebirge und in verschiedene Klöster fliehen. Es wurden in Medyad 25.830 Suryoye ermordet. Im Museum der Stadt über dessen Geschichte ist Nichts über die Christen zu finden.
Beth Zabday (ܒܝܬ ܙܒܕܐ, Azech, Idil)
Beth Zabday ist bereits vor Christi Geburt bekannt und eine der ersten Städte welche im Ganzen das Christentum annahmen und besitzt 8 Kirchen. Die Bewohner von Beth Zabday und vielen weiteren Dörfern konnten sich über eine lange Zeit verteidigen, da sie den Beschwörungen weder der Kurden noch Türken trauten. In Beth Zabday gab es 2.000 Suryoye unter Waffen und sie konnten den ersten Angriffen vom 18. Juni bis zum 28. Juli 1915 stand halten. Den Angreifern gelang es nicht die Stadt einzunehmen und griffen unter der Führung des Offiziers Ömer Naci am 1. November wieder an. Der zweite Angriff der offiziellen Truppen und der Teskilati Mahsusa mit 8.000 Mann dauerte 24 Tage. Yeshuh Hanna Gabre war der Anführer der Verteidiger. Da die Gefechte immer mehr Opfer auf beiden Seiten forderten wagte Gabre einen Ausfall. Er nahm jeder Familie mit mindestens 3 Söhnen einen Sohn und bildete eine Truppe mit 50 Mann, unterteilt in 5er Gruppen. Der Ausfall gelang und es konnte ein Waffenstillstand erreicht werden. Als Berater auf der Seite der Türken und Kurden war auch Max Erwin von Scheubner-Richter, den es wunderte wie die Suryoye sich erfolgreich verteidigen konnten. Ömer Naci schickte ein Telegraph an Djemal und forderte eine Verstärkung von weiteren 15.000 Soldaten aus Mosul an. Der Bischof und spätere Patriarch Mor Ignatios Elias III. Shakir und sein katholischer Amtskollege Mor Ignatius Emanuel in Mosul konnten dies verhindern. Der aus dem Russlandfeldzug zurückkehrende Kurde Hisse Bereket aus dem Westen von Nisibis war über die Niederlage der Kurden wütend und wagte einen erneuten Angriff am 28. Februar 1916. Nach zahlreichen Opfern auf der Seite der Angreifer und 9 Opfer auf der Seite der Suryoye kam es zu einem endgültigen Waffenstillstand. Im April 1922 verhandelte der kurdische Scheich Nuri mit den Einwohnern von Beth Zabday einen Friedensvertrag aus.
Hah (ܚܐܚ, Anitli)
Hah (ܚܐܚ, Anitli) wird zum Ersten mal 879 v. Chr. erwähnt. Der Legende nach haben die Heiligen Drei Könige die Muttergotteskirche auf dem Rückweg erbauen lassen. Der Anfüher Rash-sho Henno, der Eigentümer des Palastes, und Malke Phijyo. Rash-sho hatte viele Gerüchte über Massaker gehört und ging bis zum 300km entfernten armenischen Kloster ums sich davon zu überzeugen, ob die Gerüchte wahr sind. Nach seiner Rückkehr unterrichtete der die Bewohner von Hah. Der Kurdische Anführer Hadgo der Kurtam-Sippe bestätigte die Aussagen von Rash-sho und empfahl ihnen niemanden zu vertrauen. So begannen sie den Palast auszubauen und zu verstärken. Beide Brunnen im inneren des Palastes wurden mit dem Wasser der anderen Brunnen aufgefüllt und die Vorräte in den Palast gebracht. Viele Suryoye der anliegenden Dörfer konnten hier Schutz suchen und ca. 2000 Suryoye überlebten die Angriffe.
Aynwardo (ܥܝܢ ܘܪܕܐ, Gülgöze, “eye of the rose”)
Aynwardo (ܥܝܢ ܘܪܕܐ, Gülgöze, „Auge der Rose“) und wurde im 10 Jhr. gegründet. Nachdem Medyad vernichtet wurde waren nun Anhel und Aynwardo an der Reihe. Da die Türken und Kurden nicht an zwei Fronten kämpfen wollten, griffen sie zuerst Aynwardo an. Viele Suryoye hatten bereits von den Massaker gehört und sind nach Anywardo geflohen, da die festungsartige Kirche Mor Hadbashabo Schutz bot. Der militärische Führer Mesud Mirza aus dem Dorf Mzizah hat dabei immer wieder die Verteidigung organisiert und ihr neuen Mut eingehaucht. Die Zahl der Angreifer belief sich mittlerweile auf 13.000 Mann, da die kurdischen Sippen von Ahmed Aga, Salem Aga und der Muhallemiten (zum Islam konvertierte Suryoye) den Truppen aus Medyad beitraten. Da nach zehn Tagen das Dorf nicht genommen wurde, schickte Reshid aus Diyabakir eine große Kanone (Top). Den Verteidigern ging die Munition aus, so dass sie nachts im Dorf nach Metall suchten um Kugeln zu gießen. Bei einem Ausfall gelang es dem Verteidiger Saffo die Kriegsfahne der Angreifer zu entwenden und später ins Feuer zu werfen. Der Gestank der Leichen auf Seite der Verteidiger verpestete die Luft. Einen Monat nach Beginn der Kämpfe unternahm Scheich Doro einen Vermittlungsversuch und versprach, dass wenn die Waffen ausgehändigt werden niemanden etwas geschehen würde. Die Suryoye glaubten ihm nicht und kämpften weiter. Die Angreifer wurden umso zorniger und griffen insgesamt 60 Tage das Dorf an. Erst als Scheich Fathallah die Verhandlungen aufnahm, kam es zum Waffenstillstand. Die Suryoye überreichten ihre Waffen Scheich Fathallah, der schwor, dass das Dorf nicht mehr angegriffen wird. Die Angreifer zogen ab. Es wurden aber unzählige bei der anschließenden Flucht und beim Verlassen der Häuser getötet.
Die Suryoye des Ostens
Der Patriarch der Alten Apostolischen Kirche des Ostens Mor Shimun XIX. Benjamin verhandelte im August 1914 mit dem Gouverneur von Van Djevdet, einem Schwager des Kriegsministers Enver, über die „Neutralität“ der Suryoye unter seiner Obhut. Trotz alledem gab es Massaker im Oktober und November 1914 an den Suryoye im Osten des Osmanischen Reiches, im Hakkarigebirge, in der Gegend von Seert und Mosul und im Norden des Iran. Nach diesen Ereignissen erklärte der Patriarch nach einer Stammessitzung in Diz am Großen Zab am 10.05.1915 dem Osmanischen Reich den Krieg. Diese wurde dem Gouverneur von Van offiziell mitgeteilt. Im Juni 1915 griff der Vali von Mosul mit der VI. Armee von Colmar von der Goltz die Suryoye an und forderte den Patriarchen zur Kapitulation auf. Nachdem Verhandlungen mit den Russen über eine militärische Unterstützung scheiterten, zogen im Herbst 1915 etwa 70.000 Suryoye mit ihren Viehherden über die persische Grenze nach Urmia, um den Massakern der Kurden zu entgehen. Im Hakkarigebiet wurden 1915/1916 über 30.000 Suryoye ermordet. Die Suryoye organisierten im Mai 1916 unter der Führung von Agha Petros D‘Baz und dem Patriarachen ihre Selbstverteidigung. Das Schicksal der Suryoye im Osten war von der Situation des Krieges zwischen der Türkei und Russland abhängig. Völlig ausgelöscht wurde das Christentum in der Stadt Seert, wo im 11. Jahrhundert die berühmte „Chronik von Seert“ verfasst wurde. Die Kirchen wurden entweder gesprengt oder in Moscheen umgewandelt. Am 28.01.1916 berichtete Paul Graf Wolff Metternich zur Gracht nach Berlin, dass in Seert im Norden des Tur Abdin die gesamte christliche Bevölkerung ermordet worden sei. Am 3. Juli 1918 wurde der Patriarch nach den Friedensverhandlungen mit dem Kurdenführer Ismael Agha (Simko) in Kohnashahr (Haftvan) bei Dilman hinterrücks noch am Verhandlungsort erschossen. In Urmia kämpften sie an der Seite der Engländer gegen die Osmanen und galten als die „kleinsten Alliierten“. Die versprochenen Waffenlieferungen der Engländer trafen nie ein und sie wurden dadurch von den Kurden regelrecht aufgerieben. 1922/23 wollten die Überlebenden nach Hakkari zurückkehren und wurden endgültig von den Türken in den Norden des Irak vertrieben, wo sie neue Dörfer errichten. Am 7. August 1933 wurden sie von den Streitkräften des neu gegründeten Staates Irak abermals angegriffen und flohen an den Khabour nach Syrien. Bei diesen Angriffen starben über 10.000 Suryoye, bekannt als das Massaker von Simele.
Beihilfe zum Völkermord
Während den Massakern an den Christen 1895/96 waren der deutsche Kaiser Wilhelm II. und Lord Salisbury der Meinung, dass Sultan Abdülhamid abgesetzt gehöre. Kurz darauf gewann wieder die Realpolitik die Oberhand. Um den Ententemächte entgegenzutreten war die Partnerschaft mit dem Osmanischen Reich für das Kaiserreich über allem wichtig. So erklärte Kaiser Wilhelm II. bei seiner zweiten Orientreise am 08.11.1898 in Damaskus: “Möge der Sultan und mögen die 300 Millionen Mohammedaner, die auf der Erde zerstreut leben, in ihm ihren Kalifen verehren, dessen versichert sein, dass zu allen Zeiten der deutsche Kaiser ihr Freund sein wird“. Der Grundstein für das weitere Verhalten des Deutschen Reiches war gelegt worden. Die europäische Öffentlichkeit war hierüber sehr irritiert. Nicht nur wegen den geäußerten Weltmachtansprüche, sondern auch weil sich der Kaiser mit dem Regime vom geächteten Sultan Abdülhamid identifizierte. Das Kaiserreich hatte keine territorialen Ambitionen auf das Osmanische Reich, es diente den Träumen einer zukünftigen Weltmachtrolle und die Bagdadbahn war ein erster Anfang hierfür.
Als auf Drängen des Deutschen Reiches zu Beginn des Ersten Weltkriegs der Jihad gegen die Ungläubige im Osmanischen Reich ausgerufen wird, sind ca. 800 Militärs, Diplomaten und Berater der Deutschen für die Osmanen tätig. Einer von Ihnen war Generalfeldmarschall Colmar Freiherr von der Goltz, Reorganisator der Osmanischen Armee, Armenierhasser und General der VI. Osmanischen Armee. Er entwickelte persönlich Pläne zur Deportation der Armenier. Karl Anton Johann Eduard Sylvester Boettrich war als Mitglied der deutschen Militärmission im Krieg Chef der türkischen Feldeisenbahn. Er unterzeichnete am 16. Oktober 1915 einen Befehl, der die Entlassung und die darauf folgende Deportation Tausender beim Bau der Bagdadbahn eingesetzter Christen genehmigte. Dieser Befehl erfolgte gegen den Widerstand der deutschen Bahngesellschaft. Otto von Feldmann war Chef der Operationsabteilung in der türkischen Obersten Heeresleitung und fast täglich mit dem türkischen Kriegsminister Enver zusammen und stimmte sich im Detail mit ihm ab. Feldmann äußerte hierzu: „Es soll und darf aber nicht geleugnet werden, dass auch deutsche Offiziere – und ich selbst gehöre zu diesen – gezwungen waren, ihren Rat dahin zu geben, zu bestimmten Zeiten gewisse Gebiete im Rücken der Armee von Armeniern freizumachen“. Auf Anfrage des Auswärtigen Amtes antwortete er im Vorfeld der Versailler Friedenverhandlungen 1919, dass die Deportationen notwendig, militärisch geboten und deshalb zu unterstützen seien. Er fand es nur unklug, wenn sich deutsche Offiziere direkt daran beteiligen würden, wie es Major Eberhard Graf Wolffskeel von Reichenberg getan hatte. Wolffskeel war an der Zerstörung von Zeitun und Edessa direkt beteiligt. General Friedrich Bronsart von Schellendorf, Chef des Generalstabs des osmanischen Feldheeres in Istanbul, gilt als einer der Initiatoren des Völkermordes. 1919 vermerkt Bronsart: “Der Armenier ist, wie der Jude, außerhalb seiner Heimat ein Parasit, der die Gesundheit eines anderen Landes, in dem er sich niedergelassen hat, aufsaugt. Daher kommt auch der Hass, der sich in mittelalterlicher Weise gegen sie als unerwünschtes Volk entladen hatte und zu ihrer Ermordung führte.“
Es gab aber nicht nur Befürworter des Völkermordes. Hier ist besonders zu erwähnen Johannes Lepsius, der alles versuchte die Öffentlichkeit auf dieses Verbrechen hinzuweisen. Botschafter Paul Graf Wolff Metternich zur Gracht findet Ende 1915 deutliche Worte und schreibt an den deutschen Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg: „Um in der Armenierfrage Erfolg zu haben, müssen wir der türkischen Regierung Furcht vor den Folgen einflößen.“ Der Reichskanzler notiert verärgert auf den Rand des Dokuments: „Ich begreife nicht, wie Metternich diesen Vorschlag machen kann. Die vorgeschlagene öffentliche Koramierung eines Bundesgenossen während laufenden Krieges wäre eine Maßregel, wie sie in der Geschichte noch nicht da gewesen ist. Unser einziges Ziel ist, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig ob darüber Armenier zugrunde gehen oder nicht. Bei länger andauerndem Kriege werden wir die Türken noch sehr brauchen.“
Die Friedensverträge von Sèvres und Lausanne
Die Entente betonte mehrfach die Notwendigkeit der „Bestrafung“ der Türkei für den Völkermord an den Christen. Auf Druck der Alliierten wurde am 8.3.1919 das Sonderkriegsgericht eingerichtet und viele Jungtürken, auch in Abwesenheit, zum Tode verurteilt. Während die neue Regierung in Istanbul bemüht war die Vergangenheit aufzuarbeiten und mit den Alliierten zu kooperieren, formierte Kemal seine Nationalbewegung in Anatolien, die als Ursprung der „neuen Türkei“ gilt.
Bei den Friedensverhandlungen von Paris vom 18. Januar 1919 bis zum 21. Januar 1920 zeigte sich die Realpolitik der Ententemächte. Die Uneinigkeit der Siegermächte brachte den Waffenstillstand von Mudros mit, aber keine Demobilisierung der türkischen Armee. Dies war vor allem den Interessen der Engländer geschuldet, die im Gegenzug von den Türken Mosul und Alexandrette erhielten. Das Schicksal der Christen unter türkischer Herrschaft spielte dabei keine Rolle. Noch während den Friedensverhandlungen kam es zu weiteren Massakern an den Christen, um eine Rückkehr der Flüchtlinge zu verhindern. So wurden die rückkehrenden Suryoye ins Hakkarigebirge erneut angegriffen und endgültig vertrieben. Obwohl England ein „freies Armenien“ einbrachte, wollte es aber keine Soldaten bzw. Kapital hierfür zur Verfügung stellen. Armenien sollte stattdessen unter französisches oder amerikanisches Protektorat gestellt werden, um es gegen die Türkei zu schützen. US-Präsident Woodrow Wilson folgte seinen Idealen und setze sich aus „tiefstem Herzen“ für die Christen und dessen Schutz ein. Scheiterte allerdings am Kongress, der die benötigte Finanzierung ablehnte. So wurden nach den Vorstellungen von Wilson neue Grenzen gezogen. Armenien wurde ein eigener Staat und die Suryoye bekamen einen Minderheitenstatus unter der Verwaltung ihrer ehemaligen Schächter, den Kurden. Der Bischof von Mosul Afrem Barsaum war mit der Delegation der Suryoye ebenfalls bei den Verhandlungen mit dabei. Er schrieb danach: „Ich hätte genauso mit den Wänden verhandeln können. Wir wurden einfach ignoriert und nicht beachtet.“ Nach der Unterzeichnung des Vertrages von Sèvres am 10.8.1920 befahl Kemal am 23.9.1920 den Angriff auf den jungen Staat Armenien. Hierbei wurde das Schutzbefohlene Armenien vernichtend geschlagen und später zwischen der Türkei und Lenin‘s Russland aufgeteilt. Hierbei wurden tausende Christen aufs Neue massakriert.
Sitting l.t.r.: Major Abraham. K. Yusuf, Rustem Najib, Dr. Jean Zabnoy, Pfr. Joel E. Werda, Said Anthony Namik
Griechenland war mit dem Vertrag von Sèvres nicht zufrieden und griff 1922 die Türkei an und verlor diesen Krieg (Kleinasiatische Katastrophe). Im dem anschließendem Vertrag von Lausanne konnte die Türkei zu einem großen Teil die Bestimmungen des Vertrages von Sèvres nach ihren Vorstellung revidieren. Das Ergebnis war, dass die Republik Armenien und die Selbstverwaltung der Kurden aufgehoben wurden. Der Vertrag von Lausanne beinhaltet in den Kapiteln 37-44 einen explizierten Minderheitenschutz.
Auswirkungen der Friedensverträge von Sèvres und Lausanne bis heute
Der Konflikt zwischen der Türkei und den Kurden kommt daher, dass die Türken den Kurden das Land der indigenen Christen als Gegenleistung für den Völkermord versprachen und dieses Versprechen nie eingehalten haben. Während die Kurden den Völkermord an den Suryoye und Armenier zugeben, leugnen die Türken ihn immer noch. Jede Thematisierung wird mit allen Mitteln bekämpft. Gerne wird hierzu der §301 „Herabsetzung des Türkentums“ benutzt. Die Türkei geht sogar soweit, dass sie die ehemaligen verurteilten Täter rehabilitiert und z.B. Straßennamen nach ihnen benannt hat.
Die Anerkennung des Völkermordes ist eine der Bedingungen der EU zur Aufnahme der Türkei in die EU. Die Türkei argumentiert wiederum, dass zuerst Deutschland den Völkermord auch als Völkermord anerkennen sollte, da Deutschland „Beihilfe“ geleistet hat.
Das Vermögen der Minderheiten wurde bereits während dem Völkermord hauptsächlich den muslimischen Flüchtlingen aus den Balkankriegen zu Spottpreisen verkauft. So konnte sich zum ersten Mal in der Geschichte der Osmanen eine „türkische Bourgeoisie“ bilden.
Der Minderheitenschutz in der Türkei ist in den Verträgen von Lausanne §37-44 geregelt. Es wird eindeutig von „Nichtmuslimen“ gesprochen. Die Türkei bezieht aber seit 1923 diesen Minderheitenschutz ausschließlich auf Griechen, Armenier und Juden, da angeblich die Suryoye auf diese Rechte bei der Gründung der heutigen Türkei verzichtet hätten. In keinem Paragraphen des Lausanner Vertrages steht aber, dass nur Griechen, Armenier oder Juden als Minderheiten gelten.
Das Ergebnis dieser politisch motivierten Haltung ist, dass den Suryoye verweigert wird eigene Schulen zu betreiben bzw. Schulen der anderen Minderheiten zu besuchen. Auch ist es immer noch verboten die jahrtausendalte Sprache, das Aramäische, zu sprechen.
Wenn man bedenkt, durch welche Maßnahmen immer wieder die Türkei seine Minderheiten zu verscheuchen oder zur Selbstaufgabe zwingt, ist die Verweigerung des Minderheitenschutzes nur ein weiterer Puzzelstein.
- 1935 Gesetz zur Namensanpassung (geht auf Enver von 1916 zurück), wonach alle und alles türkischen Namen haben müssen: Vor- und Nachnamen, Dörfer, Städte, Plätze und Straßen.
- 1942 Vermögenssteuer (Varlık Vergisi) zielte darauf ab, die Wirtschaft zu „Türkisiren“, wonach Nichtmuslime das 100fache an Steuer eines Muslims zu bezahlen hatten. Tausende verließen das Land oder wurden in das Arbeitslager Aşkale gesteckt.
- Die Lage der Christen verschlechterte sich dramatisch und gipfelte im Pogrom vom 6/7.09.1955 in Istanbul.
- Durch den Kurdenkonflikt seit den 1980er gerieten die Suryoye in ihren Siedlungsgebieten wieder zwischen die Räder. Nachts wurden sie von den Kurden gezwungen Geld und Waffen zu beschaffen und Tags wurden sie von der türkischen Regierung dafür bestraft, dass sie nachts gezwungen waren den Kurden zu helfen. So flohen die meisten Suryoye in den Westen. In dieser Zeit mussten zahllose Mordopfer der Suryoye beklagt werden.
- Massenkundgebungen gegen Christen in den 1960er im Tur Abdin aufgrund vom Zypernkonflikt –> Beginn der Auswanderungswelle der Suryoye
- 2008 hat die türkische Regierung unter Vorwände grosse Teile der Grundstücke des Klosters Mor Gabriel enteignet. Angeblich wurde das Kloster, erbaut 397 n.C., auf einer Moschee erbaut oder es wurde keine Grundsteuer bezahlt, die Gründstücke wären Waldgebiet und Wald gehört dem Staat, ….. In Wirklichkeit hatte das schwedische Parlament den Völkermord kurz zuvor anerkannt. Mit der Taktik des “Verklagens” werden die Suryoye mürbe gemacht und in den finanziellen Ruin getrieben um so das Land zu verlassen.
Heutige katastrophale Situation der Suryoye im Nahen Osten
In diesen Tagen vollzieht sich ein Ereignis welthistorischer Tragweite. Christliche Städte und Dörfer, in denen mittelalterliche Klöster standen und in denen die aramäische Sprache seit Jahrtausenden ununterbrochen gesprochen wurde, werden derzeit ausradiert. Das Ausmaß dieses Verlustes ist kaum zu ermessen. Hier steht eine uralte, alteingesessene Kultur des Vorderen Orients vor dem Aus, die ihre Region und die globale Geschichte des Christentums und der Wissenschaften mitgeprägt hat. Vor 100 Jahren wurde ein Völkermord an den Christen des Vorderen Orients begangen, dem auch die Suryoye zum Opfer fielen. Während die Nachfahren der Überlebenden in ihrer neuen Heimat, in der westlichen Welt, das Andenken dieses Genozids vorbereiten, sehen sich ihre Landsleute im Orient in ihrem Leben bedroht, weil sie Christen sind und einer anderen Ethnie angehören. Diese Tragödie, oder vielleicht darf man es, mit den aktuellen Einschätzungen von Amnesty International, bereits als Verbrechen bezeichnen, beschwört in diesen Tagen die Gefahr eines neuerlichen Genozids. Über die Dramatik der Lage kann angesichts der letzten Meldungen kein Zweifel mehr herrschen. Seit dem Jahr 2003 ging die Zahl der Christen von 1,5 Mio. auf ca. 400.000 im Jahr 2015 zurück.
Die Situation hat sich für die Suryoye im Nordirak seitdem Vormarsch der ISIS (islamischer Staat in Irak und Syrien) katastrophal verschlechtert und steht vor einem neuen Völkermord. Die ethnische Vertreibung und Tötung der angestammten Bevölkerung aus der Ninive Ebene, um Mosul herum, hat seit dem 10. Juni 2014 seinen Lauf, vor den Augen der Weltöffentlichkeit, genommen. Noch vor den irakischen Wahlen machte den verbliebenen Suryoye eine große Hoffnung die Region nördlich und östlich um Mosul, einen eigenständigen Provinzstatus anzuerkennen. Somit wäre eine Selbstverwaltung der ethnischen und religiösen Minderheiten (Suryoye, Yeziden und Shabaks) ermöglicht, welche Sicherheit und Schutz bieten würde.
10.06.2014
Am 10. Juni 2014 erobern radikale Islamisten (ISIS) die Millionenstadt Mosul (Ninive-Ebene). Kurz darauf fallen weite Teile der Ninive-Ebene unter die Kontrolle der ISIS. Ihr Ziel ist es, einen islamischen Gottesstaat in weiten Teilen Syriens und des Iraks zu errichten. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) berichtet, dass seit den ersten Kämpfen um Mosul über 500.000 Menschen auf der Flucht sind. Bewohner verlassen ihre Häuser aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen. Christen aus Mosul suchen Schutz in der mehrheitlich christlich bewohnten Ninive-Ebene. Hier wiederum sind mittlerweile mehr als 2.000 Familien u.a. nach Nohadra (Dohuk) und Erbil geflohen.
14/16.07.2014
Es werden alle christlichen Häuser in Mosul mit dem arabischen Buchstaben Nن , steht abwertend für „Nasrani, Christen“, gekennzeichnet. Es wird ein Dekret der ISIS in Mosul verteilt, dass vier Optionen für die Christen vorsieht: zum Islam zu konvertieren, eine „Djizya“ (Steuer für Nichtmuslime), das Land verlassen oder durch das „Schwert“ zu sterben. Die Christen wählten die Flucht in den Norden des Iraks.
23.02.2015
Der neugeründete Staat Irak hat 07.08.1933 die Gegend um das Dorf Simele dem Erdboden gleich gemacht und über 10.000 die aus dem Hakkarigebiet geflohenen Suryoye ermordet. Die Überlebenden flohen an den entvölkerten Fluss Khabour, wo sie am 23.02.2015 der ISIS zum Opfer fielen und über 300 Suryoye entführt wurden. Im Februar 2015 werden die altertümlichen Städte der Assyrer und Aramäer, Nimrud und Hatra zerstört.
Aufgrund des Tötens durch das Schwert heißt der Völkermord von 1915 bei den Suryoye „Sayfo“ = Schwert. So wie der Holocaust an den Juden anerkannt und aufgearbeitet wurde, muss der Völkermord an den Suryoye und Armenier im Westen und in der Türkei anerkannt werden. Auch ist eine eigene autonome Schutzzone in Syrien/Irak für die Suryoye überlebensnotwendig. Damit die Suryoye ihre Wunden der Vergangenheit und der Gegenwart endlich verheilen lassen können.
Quellangaben, aus denen sämtliche Informationen entnommen worden sind
Name | Author | Publisher | ISBN |
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Beihilfe zum Völkermord, Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier | Jürgen Gottschlich | Ch. Links Verlage | 978-3-86153-817-2 |
Ein Zeichen der Gerechtigkeit für die vergessenen Opfer von 1915, Für eine Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern | Gesellschaft für bedrohte Völker | ||
Völkermord an den Armeniern: Erstmals mit Dokumenten aus dem päpstlichen Geheimarchiv über das größe Verbrechen des Ersten Weltkriegs | Michael Hesemann | Langen Mueller Herbig | 978-3-77668213-7 |
The thrity-year genocide, Turkey’s destruction of its christian minorities 1894-1924 | Benny Morris and Dror Ze’evi | Harvard | 978-0-674916-45-6 |
Shemun Hanne Haydo, Ein Volksheld der Suryoye | Kemal Yalcin | 978-3-947812-01-1 | |
Seyfo – Das Jahr des Schwerts, Band 1-3 | Kemal Yalcin | 978-3-947812-06-6 | |
Gunhe d-Tur Abdin | Dekan Sleman d-Beth Henno | ||
Der Völkermord an den Armeniern 1915/16 | Wolfgang Gust | zu Klampen! | 3-934920-59-4 |
GEO EPOCHE, Deutschland um 1900 | GEO | ||
Frühes Christentum zwischen Euphart und Jangste | Christoph Baumer | Urachhaus | 3-8251-7450-6 |
Ohne Recht keine Zukunft | Horst Oberkampf | Erlanger Verlag für Mission und Öku-mene | 978-3-87214-528-4 |
Geschichte der syrischen Wissenschaften und Literatur | Mor Ignatios Aphrem I. Barsaum | Harrassowitz | 978-3-447-06837-6 |
Es war einmal… in Aradin | Heidy Margrit Müller, Kamal Y. Odisho Kolo | kitab | 978-3-902585-60-8 |
Die Apostolische Kirche des Ostens | Wilhelm Baum, Diet-mar W. Winkler | kitab | 3-902005-x |
Die Türkei und ihre christlichen Minderheiten | Wilhelm Baum | kitab | 3-902005-56-4 |
Die christlichen Minderheiten der Türkei in den Pariser Friedensverhandlungen (1919-1923) | Wilhelm Baum | kitab | 978-3-902005-97-7 |
Die Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste | Armin T. Wegner | Wallstein Verlag | 978-3-89244-800-6 |
Suryoye, Geschichte, Religion und Kultur | A. Emanuel Aydin | Edition Nuhro | |
Syrer, die unbekannten orientalischen Christen | Andreas Heinz | Bar Hebräus Verlag | 90-5047-020-3 |
Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Christen im Osmanischen Reich 1912-1922 | Tessa Hofmann | LIT Verlag Münster | 3-8258-7823-6 |
Vergossens Blut | Malfono Abed Mshiho Na’man Qarabsh | Bar Hebräus Verlag | |
Syrische Kirchenväter | Wassilios Klein | Kohlhammer Urban | 3-17-01449-9 |
Ein vergessener Holocaust, Die Vernichtung der christlichen Assyrer in der Türkei | Gabriele Yonan | progrom | 3-922197-25-6 |
Der verleugnete Völkermord an den Armeniern 1915-1918 | progrom | ||
Operation Nemesis | Rolf Hosfeld | Kiepenhauer & Witsch | 978-3-462-03468-4 |
Die syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien | Diakon Hanna Aydin | Kiepenhauer & Witsch | 978-3-462-03468-4 |
Schirin, Christin – Königin – Liebesmythos | Wilhelm Baum | kitab | 3-902005-14-9 |
Internet links
http://sayfosyriacgenocide.org | |
http://de.wikipedia.org | Mix der Suchbegriffe: Suryoye, Suryoyo, Messoptamien, Aramäer, Assyrer, Aramean, Assyrian, Chaldäer, Chaldian, Armenier, Jüngtürken, Abdülhamid, Osmanisches Reich, Völkermord, Demozid, Massaker, Pontusgriechen, Mesopotamien, Armin T. Wegener, Friedensverträge, Sevre, Lausanne, Pariser Friedensverträge, Türkisierung geographischer Namen, Pariser Friedenskonferenz 1919, 14-Punkte-Programm, Vertrag von Lausanne, Vertrag von Sèvres |
https://www.planet-schule.de/wissenspool/menschenlandschaften/inhalt/hintergrund/voelkermord-an-den-armenien.html | |
http://honorarkonsulat-armenien.de/voelkermord.htm | |
http://www.enfal.de/grund44.htm | |
http://www.nordirak-turabdin.info/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=30&Itemid=147 |
Calculation of the loss on the value of 2015 in Euro €